Pressetext:
In Südtirol befinden sich über 450 Bunker, militärische Anlagen und Wehrbauten aus dem Zweiten Weltkrieg, die Italien gegen Deutschland, den eigenen Alliierten, schützen sollten. Dieser Krieg hat sich, durch die schwerwiegenderen Konsequenzen für die lokale Bevölkerung, tiefer in die Geschichte der Region eingeschrieben als der erste. Verständlich, dass die Öffentlichkeit mit verhaltener Begeisterung und offener Ablehnung diesem Erbe gegenübersteht.
Doch diese Güter in Vergessenheit geraten zu lassen, sie auszulöschen oder aus den Augen zu wünschen läuft Gefahr Geschichte zu beschönigen. Wir sehen uns vor einem ähnlichen Dilemma wie die Vereinigten Staaten mit den Denkmälern der Konföderierten. Es muss Wege geben, die abscheulichsten Momente der Geschichte in Erinnerung zu behalten, ohne sie zu verleugnen oder zu glorifizieren. Das passiert durch Kontextualisierung, Bildung und kritische Auseinandersetzung um Bewusstsein zu schaffen.
Die Kuratorin Victoria Dejaco wurde vom Verein Kasematte Bunkerforum eingeladen, zu diesem Thema einen Beitrag zu leisten. Dafür wurde als Ort der Bunker 15 an der Autobahnausfahrt Süd in Bozen wurde für eine Intervention der Künstlerin Catrin Bolt bereits 2016 ausgewählt. Die Künstlerin realisierte bereits Mahnmale in Graz (2013) und Wien (2914) zur jüdischen Geschichte dieser Städte im Zweiten Weltkrieg und war prädestiniert für diesen Auftrag. 2015 gewann sie den Otto Maurer Preis, den renommiertesten Preis für junge Kunst in Österreich.
Der Bunker 15 an der Autobahnausfahrt Süd bei der SS12 wurde in den 90er Jahren im Zuge der MeBo Bauarbeiten unter einem Erdhügel begraben. Er ist Teil von einem Gesamtgefüge. Sein Zwillingsbau ist noch unversehrt und freistehend einige Hundert Meter weiter östlich. Passend zum Umstand des Bunkers, der nun verschüttet ist, hat sich Catrin Bolt in ihrem Projekt mit Verstecken und Camouflage befasst. Das gesamte Areal wird mit Camouflagemustern aus Rasenmarkierungsfarben gestaltet werden, um die Blicke der Vorbeifahrenden auf sich zu ziehen. Die militärische Funktion des Versteckens wird somit ins Gegenteil verkehrt. Geplant ist den Hügel drei Mal umzugestalten in den nächsten Monaten. Einmal mit dem üblichen militärischen Camouflagemuster, einmal mit dem Dazzle-Effekt, einem Muster, das die Form von Objekten irritierend dekonstruiert und ein Muster der Tech-Ära: dem „Auspixeln“ wie es von Google Maps benutzt wird um (militärische) Territorien unerkennbar zu machen.
Victoria Dejaco
Graz, 22.10.2017